Was genau ist „Job Sharing“? Wie lässt sich mit Jobsharing Karriere in Teilzeit fördern? Was sind die Vorteile und wo liegen die Herausforderungen? Diese und weitere Fragen rund um das Thema der geteilten Arbeit standen im Fokus des digitalen Partnertages des Netzwerks „Unternehmen für Familien“ am 25. Jänner 2023. In einer spannenden und informativen Paneldiskussion tauschten sich Expertinnen und Experten gemeinsam mit Mag. Elisabeth Wenzl, Geschäftsführerin der Familie & Beruf Management GmbH, zu „Job Sharing“, „Top Sharing“ und „innovative Arbeitszeitmodelle für Väter“ aus. Anschließend fanden sich unsere Expertinnen und Experten gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern des Netzwerks und familienfreundlichen Unternehmen in Breakout Sessions zusammen, um zu den jeweiligen Themen einen persönlichen Austausch zu ermöglichen und Erfahrungsberichte zu sammeln. In einem abschließenden Plenum wurden die wichtigsten Ergebnisse des interaktiven Austausches präsentiert und zusammengefasst.
Zu Beginn definierte Sigrid Uray-Esterer, Co-Founderin der Plattform Job Twins den Begriff des Job Sharings und präsentierte die wichtigsten Vorteile und Herausforderungen. Demnach ist Job Sharing ein Arbeitszeitmodell, bei dem zwei oder mehr Arbeitnehmende eine Vollzeitstelle besetzen und dabei gemeinsam sowohl die Aufgaben als auch die Verantwortung voll übernehmen. Der größte Vorteil dieses Modells liegt darin, dass sowohl für interne wie auch externe Belange immer ein Ansprechpartner zur Verfügung steht. Die jeweiligen Job Sharer können sich zudem bei Urlauben oder Ausfällen sehr leicht vertreten und sich bei schwierigen Entscheidungen gut austauschen, was wiederum die psychische wie auch physische Gesundheit der Mitarbeitenden fördert. Weitere Vorteile des Job Sharings sieht Sigrid Uray-Esterer auch darin, dass das Modell sehr agil und flexibel ist und sich somit leicht an sich verändernde Umstände anpassen lässt. Darüber hinaus bietet es für jede Generation Möglichkeiten und Chancen, etwa in puncto Karenzrückkehr, intergenerativer Wissenstransfer, Berufseinstieg jüngerer Mitarbeitender oder Altersteilzeit. Geeignet ist Job Sharing vor allem für höher bis hochqualifiziertes Fachpersonal, weniger hingegen für den Handel und Schichtmodelle, da die betreffende Stelle entsprechend strukturiert werden muss und ein hohes Maß an Kommunikation, Flexibilität und Transparenz erfordert. Mittels Job Sharing ließe sich „Teilzeitarbeit auf ein neues Level heben, da viele Fachkräfte, die derzeit unter ihren Fähigkeiten arbeiten, so wieder in eine verantwortungsvolle, höhere Position gebracht werden können“, betonte Uray-Esterer. Herausforderungen sieht sie weniger im administrativen wie strukturellen Bereich als darin, zueinander passende Job Sharing Partner zu finden. Hierfür hat sie mit ihrer Partnerin die JobTwins Plattform gegründet, um mittels 3-stufigem Matching Algorithmus ganz einfach die passenden Tandem Partnerinnen und Partner finden und verbinden zu können.
Dass Job Sharing auch in Führungspositionen möglich ist, erläuterten anschließend Marlis Heintschel und Nina Leindecker-Purrer – Tribe Leader „Sales Tribe“, A1 Telekom Austria AG. Gemeinsam übernehmen sie in Vollzeit (Marlies Heintschel) und Teilzeit (Nina Leindecker-Purrer) die volle Verantwortung für rund 70 Mitarbeitende. Sowohl für das Team als auch die Kundinnen und Kunden ergibt sich durch das Top Sharing der große Vorteil, dass stets eine Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. Als essentiell für die gemeinsame Arbeit sehen sie die Abstimmung, die Kommunikation und das Taskboard mit allen Aufgaben für beide. Ebenso wichtig sind Kompromissbereitschaft, Vertrauen und Offenheit sowie die Bereitschaft, sich auch gemeinsam die Bühne zu teilen – so könne man sich stets auf Augenhöhe begegnen. Persönlich sehen Marlis Heintschel und Nina Leindecker-Purrer die Vorteile ihres derzeitigen Arbeitsmodelles im gegenseitigen Voneinander-Lernen und auch in der Tatsache, dass ihr derzeitiger Führungsjob nur dank Top Sharing überhaupt möglich ist.
Um das Thema „Mann „teilt“ gerne – innovative Arbeitszeitmodelle für Väter“
drehte sich anschließend der Fachinput von Wolfgang Jäger, Head of Corporate Process- & Risk Management, Raiffeisen Informatik GmbH & Co KG. Als Vater von drei Kindern und Führungskraft in Teilzeit ist es ihm ein großes Anliegen, mit seiner Frau sowohl Karrieremöglichkeiten als auch die Aufgaben im privaten Bereich fair zu teilen und seiner Vaterrolle besser gerecht zu werden. In seinem Unternehmen fand er für diese Anliegen gute Unterstützung und eine große Akzeptanz im Team. Das Potential des Führens in Teilzeit auch für Väter sieht Wolfgang Jäger in einer deutlichen Entspannung im Job, der besseren Integration von familiären Aufgaben in den Alltag sowie des gesteigerten Verantwortungsbewusstseins gegenüber der Familie.
Im Anschluss an die interaktiven Breakout-Session berichteten die Expertinnen und Experten im Panel abschließend vom Austausch mit den Teilnehmenden. Sigrid Uray-Esterer betonte, dass es bei der Einführung von Job Sharing in Unternehmen vor allem wichtig sei, Hemmschwellen abzubauen und das richtige Mindset aus Vertrauen, Offenheit und Transparenz einzuführen. Job Sharing sei eine von mehreren Möglichkeiten, Vereinbarkeit zu praktizieren und darüber hinaus als agiles und zukunftsorientiertes Unternehmen aufzutreten. Der mögliche Output sei auf jeden Fall größer als eventuelle Risiken.
Marlis Heintschel und Nina Leindecker-Purrer sehen in ihrem Arbeitszeitmodell auch die Möglichkeit, ihre Potentiale zu entfalten. Darüber hinaus biete Job Sharing Ausfallsicherheit und großen Spielraum in puncto New Work.
Als ein Modell, das zunehmend stärker gefragt sein wird, sieht Wolfgang Jäger Teilzeitarbeit für Väter. Wichtig sei dabei besonders, dass die Unternehmenskultur Unterstützung biete und die Mitarbeiter mit entsprechenden Rahmenbedingungen abhole. Vätern mit dem Wunsch nach Teilzeit rate er, den Mut aufzubringen, ihr Anliegen anzusprechen und proaktiv zu sein. Grundsätzlich wäre es sehr wünschenswert, wenn die Gehaltsschere zwischen den Geschlechtern weniger weit auseinander ginge, da so der Anreiz für Väter größer wäre und mit dem Familieneinkommen besser vereinbar sei.
Ganz generell wünschten sich alle Teilnehmenden, dass Unternehmen mehr Jobs als Jobsharing ausschreiben und so die Awareness für das Modell erhöhen! Ganz nach dem Motto: Ausschreiben und Ausprobieren!
Das Video zum Partnertag - exklusiv für Partner - finden Sie hier.
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