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Netzwerktreffen für Gemeinden: Bewegung im Alltag und psychische Gesundheit

Zertifiziert familienfreundliche Gemeinden beschäftigen sich stark mit dem Thema der Gesundheitsförderung. Im Rahmen der Zertifizierung familienfreundlichegemeinde werden Bedarfe in der Gemeinde eruiert und mithilfe anhand definierter Handlungsfelder und Lebensphasen Maßnahmen entwickelt. Im digitalen Netzwerktreffen zum Thema „Bewegung im Alltag und psychische Gesundheit“ sprechen Expertinnen sowie Best Practice Gemeinden darüber, was der Begriff „Gesundheit“ alles umfasst, welche Möglichkeiten es zur Gesundheitsförderung gibt, sowie zur Relevanz der Beiträge auf kommunaler Ebene.


Laut Dr. Verena Zeuschner, Gesundheitsreferentin des Fonds Gesundes Österreich – Kompetenzzentrum und Förderstelle für Gesundheitsförderung umfasst der Begriff der Gesundheitsförderung umweltbedingte Faktoren, Ernährung und psychosoziale Themen. Gesundheitsförderung findet im Alltag der Menschen statt, d.h. am Arbeitsplatz/Lebensort. Auch Kinder haben durch Bewegung ein nachweislich besseres Sozialverhalten und können sich in der Schule besser konzentrieren. Zeuschner erläutert anhand von nachgewiesenen Zahlen und Fakten, dass Bewegung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit hat und das Mortalitätsrisiko senkt. Inaktivität ist verantwortlich für 6% aller Sterbefälle weltweit. Auf kommunaler Ebene gibt es Beispiele, die die aktive Mobilität im Alltag unterstützen. Leicht und kostengünstig umzusetzende Kampagnen für Verhaltensänderungen werden in aktiven Gemeinden angeboten, z.B. Kilometer-Sammeln mit dem Fahrrad, Spiele/ Wettbewerbe in Schulen. Weiters werden Masterpläne/Mobilitätspläne in Gemeinden intersektoral bearbeitet. Nicht zu vergessen ist das soziale Umfeld – Peers sollten ins Boot geholt werden, die als Vorbild agieren.


Mag. Marina Gottwald, Vorsitzende Stellvertreterin des Oberösterreichischen Landesverbandes für Psychotherapie, beschäftigt sich vor allem mit den Auswirkungen der Pandemie auf die Gesundheit von Kindern. Es litten bereits 24% der Jugend in Österreich an Depression vor der Pandemie – diese Zahl ist gestiegen. Weniger als 50% der betroffenen Jugendlichen, vor allem 16- bis 24-jährige Personen, nehmen professionelle Hilfe in Anspruch. Gottwald spricht sich für Maßnahmen in den Familien und vor allem in Schulen aus. Handys und andere elektronische Geräte ersetzen die sozialen Kontakte nicht und diese sind entwicklungspsychologisch relevant. Begegnungsorte wie Schulen bieten Tagesstruktur und sind selbstwerterhöhend. Studien ergeben, dass ein Drittel der Jugend gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Sie erlernen Selbständigkeit, Autonomie und Selbstorganisation. Aber ein weiteres Drittel benötigt Unterstützung und braucht individuelle Behandlung. Jede Depression ist einzigartig und beinhaltet unterschiedliche Entwicklungen. Gottwald empfiehlt, mit Schulpsychotherapeutinnen und -therapeuten zusammen zu arbeiten. Das Angebot sollte sich sowohl an die Kinder aber auch an das Lehrpersonal und die Eltern richten. Europäische Länder bauen bereits auf solch niederschwellige Angebote, weil diese auch nachhaltig kostengünstiger sind. 1 Euro Investition in diesem Bereich spart ca. 5 Euro an Folgekosten.


Bettina Stallinger, 2. Vizebürgermeisterin der Stadtgemeinde Rohrbach-Berg, erzählt von der Gründung des „Haus der Familie“. Nachdem die beiden Gemeinden Rohrbach und Berg zu einer Gemeinde fusionierten, wurden die alten Verwaltungsräumlichkeiten zum „Haus der Familie“ umfunktioniert. Das Ziel war eine nachhaltige, öffentliche Nutzung aller Bürgerinnen und Bürger. So sollte dieses Haus Chancengleichheit für Kinder, direkten Zugang zur Familienberatung, Eltern- und Gruppenangebote, Nachbarschaftszentrum, eine Verbindung zwischen Kulturen und Religionen sowie Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen wurden in die Entscheidung miteinbezogen, wie das Haus aussehen soll. Im Sommer 2018 wurde das Haus mit Praxisräumen für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Pädagoginnen und Pädagogen, Logopädinnen und Logopäden, Kinderbetreuung sowie Eltern-Kind-Gruppen eröffnet. Erfahrungsberichte zeigen auf, welche positiven Effekte dieses aus mit sich bewirkt, insbesondere durch den niederschwelligen Zugang zu verschiedenen Therapieangeboten am selben Ort wie z.B. die Kinderbetreuung. Ein großes Ziel in der Gemeinde wurde erreicht, dass Vernetzungen und Kooperationen begünstigt und ein Haus für Familien geschaffen wurde.


In der Stadtgemeinde Kitzbühel wurde ein „Familienkompass“ eingeführt. Mag. (FH) Andrea Watzl, Obfrau des Familienausschusses, berichtet über eine von vielen familienfreundlichen Maßnahmen in der Gemeinde. Im Rahmen des Zertifizierungsprozesses wurde eine Informationslücke festgestellt. Viele Bürgerinnen und Bürger wussten über die bereits existierenden familienfreundlichen Aktionen nicht Bescheid. Das große Angebot auf verschiedenen Ebenen (Bund/Land/Gemeinde) sowie Anbieter (Politik/Vereine/Unternehmen) wirkt schnell unübersichtlich. So entschied man sich, eine Informationsbroschüre zur Aufklärung zu erstellen. So können sich Jungfamilien über Anlaufstellen und Angebote informieren. Zusätzlich wurde den jungen Eltern im ersten Jahr nach Geburt des Kindes eine Eltern-Kind-Parkkarte zur Verfügung zu stellen, um sie zu unterstützen. Dieses kostengünstige Instrument wurde in Zeiten der Digitalisierung auch über die Gem2Go App/Websites/Social Media usw. publiziert.


Während des Zertifizierungsprozesses familienfreundlichegemeinde beschäftigen sich Gemeinden unter anderem mit den Themen dieses Netzwerktreffens. Der partizipative und intergenerative Austausch ist dabei ein zentraler Stützpunkt. Mehr Informationen zur Zertifizierung finden Sie unter www.familieundberuf.at



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