Am 18. Mai 2021 lud das Netzwerk „Unternehmen für Familien“ seine Partner und familienfreundliche Unternehmen zum Partnertag rund um das Thema „Neue Perspektiven der Vereinbarkeit im hybriden Arbeitsalltag“ ein. In einer spannenden Paneldiskussion tauschten sich Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis gemeinsam mit Sektionschefin für Familie und Jugend im Bundeskanzleramt Bernadett Humer, MSc. zu den Themen neue Führungsebenen, hybride Präsenzkultur, Parental Burnout im Kontext von New Work und flexible Lebensumgebung aus. In weitere Folgen fanden sich unsere Expertinnen und Experten gemeinsam mit Partnern des Netzwerks und familienfreundlichen Unternehmen in Breakout Sessions zusammen, um zu den jeweiligen Themen einen persönlichen Austausch zu ermöglichen und Erfahrungsberichte aus Unternehmen zu sammeln.
Der Livestream in voller Länge:
Neue Führungsebenen, Hybride Präsenzkultur: Dipl. Ing. Nik Widmann, PRISMA solutions EDV-Dienstleistungen GmbH
Laut Dipl. Ing. Widmann ist die größte Herausforderung, die sich in der hybriden Arbeitswelt ergeben, Rahmenbedingungen zu schaffen, die auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre jeweiligen Lebenssituationen zugeschnitten sind. Es ist somit erforderlich, vertraglich festzulegen, wie die Arbeitszeitformen und Arbeitsmodelle aussehen sollen und welche individuellen Ansprüche seitens der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestehen. Um die Vereinbarkeit als Führungskraft zu unterstützen ist es besonders bedeutend im Rahmen von Mitarbeitergesprächen, die individuellen Anforderungen, Wünsche und Probleme herauszukristallisieren und daraus resultierend individuelle Lösungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzubieten.
Wichtige Leadertools bei der Umsetzung dessen sind an oberster Stelle das Vertrauen in die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch Spielregeln festzulegen, an die sich sowohl die Führung, aber auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, halten sollen. Das soll beinhalten, zu welchen Zeiten gearbeitet wird, wann im Büro gearbeitet wird und wann Home-Office Tage in Anspruch genommen werden. Außerdem ist es laut Dipl. Ing. Widmann wichtig Flexibilität als Führungskraft vorzuleben und bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu unterstützen.
Abschließend sieht Dipl. Ing. Widmann das hybride Arbeitsmodell als das Modell, welches sich in Zukunft etablieren wird, zumindest in den Branchen, wo dies auch umsetzbar ist. Eine große Herausforderung ist die Mehrbelastung und Geschwindigkeit, die sich unter anderem im Arbeitskontext seit der Pandemie entwickelt hat und hier wird es laut Dipl. Ing. Widmann die Kunst sein, die berufliche Belastung mit den Anforderungen im familiären Umfeld unter einen Hut zu bekommen.
Flexible Lebensumgebung: Dr.in Alexandra Schmied, Bertelsmann Stiftung
Aus den aktuellen Gegebenheiten in Zeiten von Home Office und mobilen bzw. hybriden Arbeiten ergeben sich neue Anforderungen die Lebensumgebung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die größten Herausforderungen einer flexiblen Lebensumgebung, die sich in der Diskussionsrunde ergeben haben, sind die Anforderungen an die Regionalplanung. Damit ist gemeint, dass in den Regionen sowohl stimmige und flexible Kinderbetreuungsangebote für ihre Bürgerinnen und Bürger der Gemeinden bereitgestellt werden als auch eine Infrastruktur geschaffen wird, wie etwa nahe Arbeitsräumlichkeiten in Form von Co-Working Spaces, aber auch eine Umsetzung der technischen Anforderungen, wie schnelles Internet, um technische Hürden zu überwinden, sind besonders wichtig.
Dr.in Schmied sieht eine große Chance darin, dort zu arbeiten, wo der Lebensmittelpunkt ist. Sie prognostiziert, dass in Zukunft viele Arbeitsschritte im Home Office oder in einem Co-Working Space erledigt werden. Die Rolle des Betriebsortes sieht Dr.in Schmied in einem Wandel. Der Betriebsortes soll sich in die Richtung eines sozialen Mittelpunktes entwickeln, wo der Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen stattfinden soll, und ein Ort geschaffen wird, wo Ideen gemeinsam entwickelt werden sollen.
Laut Dr.in Schmied werden Co-Working Spaces die neue Dorfmitte darstellen, wo der Austausch zwischen Menschen aus verschiedenen Fachbereichen stattfinden und somit Raum für Innovation geschaffen wird. Sie sieht dies als Bereicherung für das Leben der Menschen in den Gemeinden, aber auch für die Region selbst.
Parental Burnout im Kontext von New Work: Mag.a Caroline Culen, PhD, Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit & Irene Walter, MA, Arbeitswelten Corporate Culture & Worklife Consulting
Insbesondere Personen mit Betreuungspflichten stehen vor vielen Anforderungen, denen gleichzeitig nachgekommen werden soll. Dabei kann ein Gefühl der Überforderung durch stärkere Überlappung auftreten, Stichwort Work-Life-Blending. Arbeitgeber sind damit konfrontiert, wie Beschäftigte in dieser besonders herausfordernden Zeit unterstützt werden können.
Die größten Herausforderungen, die bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entstehen, sind vor allem der Balanceakt zwischen Familie und Beruf. Wichtige Leadertools, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen, sind einerseits das Vorleben der familienfreundlichen Maßnahmen, aber auch ein flexibles Arbeitsumfeld anzubieten. Außerdem ist es laut Walter, MA besonders wichtig, dass die Geschäftsführung ein klares Commitment für eine familienfreundliche Unternehmenskultur zeigt, damit eine gesunde Work-Life-Balance sichergestellt werden kann.
Nun stellte sich die Frage, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am besten unterstützt werden können, falls sie mit einer Parental Burnout Situation zu kämpfen haben. Die Erkenntnisse, die sich aus dieser Diskussionsrunde ergeben haben, waren, dass vor allem Verständnis für die jeweilige Situation gezeigt werden soll. Außerdem soll ein klares Signal gegeben werden, dass das eigene mentale Wohlbefinden Vorrang hat und im Vordergrund stehen sollte. Laut Mag.a Culen, PhD ist es bedeutend in einer Parental Burnout Situation die Person aus der belastenden Situation zu nehmen, sie zu unterstützen und darüber hinaus eine klare Perspektive aufzuweisen, wie es bei einem Wiedereinstieg weitergeht. Außerdem sei eine Entstigmatisierung von psychischen Symptomen und Erkrankungen besonders wichtig. Laut Mag.a Culen, PhD „braucht es ein ganzes Dorf, um Kinder aufzuziehen“. Es ist somit notwendig, dass auch außerhalb des Elternkreises, Unterstützung von anderen Personen angeboten wird, um so präventiv einer Überforderung der Eltern entgegenzuwirken.
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